P. S.
5/5
Für Pfaffenhofener mag der Ort schon bekannt sein, doch für weiter Angereiste, die etwas früher ankommen, ist der "Erstkontakt" befremdlich: Gut versteckt, ohne Hinweistafel, wilder Garten, verschlossene Türen ... bin ich hier richtig? 90min vor Konzertbeginn ist hier noch alles im Dämmerschlaf. Ein chilliges Einstimmen vor Ort, mit einem guten Kaffee, wie vor manchem Konzert üblich, ist hier nicht vorgesehen. Ein Spontanbesuch der nächstgelegenen Pizzeria, die in ca. 8min Fußmarsch entfernt liegt, erweist sich als Flop, denn so gut wie sie an diesem Abend ausgebucht ist, geht sich nicht mal ein Kaffee aus. Doch all das wird entschädigt, wenn sich dann doch die Pforten der Künstlerwerkstatt öffnen: Beim Betreten, völlig unerwartet, als erster Eindruck, strömt einem der intensive Holzgeruch einer Tischlerei wohlig in die Nase. So wie es aussieht, wird hier während des Tages tatsächlich manuell mit Holz gearbeitet. Mitten zwischen den notdürftig abgedeckten Maschinen, die zum Teil die Sicht verstellen, stehen die losen Stühle und Bänke. Vorne das Klavier samt Mikro. Das Mischpult steht auf einer Plane. Improvisation pur, und doch alles perfekt abgestimmt. Langsam füllt sich der Saal, bzw. die Werkstatt, und mit dem "akademischen Viertel" Verspätung beginnt die Vorstellung. Ein Klang- und Geruchserlebnis der besonderen Art. Kunstvolle Bilder an den Wänden bieten auch für die Augen etwas. So schnell wie die Menschen quasi aus dem Nichts vor der Vorstellung auftauchen, verschwinden sie auch gleich wieder nach der Vorstellung ins Nichts. Die Werkstatt ist eindeutig für den Kunstgenuss gedacht, Kulinarik und ein gemütliches "Davor" und "Danach" sind nicht vorgesehen. Die Beginnzeiten um 21:00 sind doch recht spät, und könnten ruhig eine Stunde früher sein. Der Kunstgenuss ist jedoch von höchster Klasse, und dafür gibt es 5 Sterne.